Karla/Alice (2011 – 2021)
Alice kam als Karla zu mir, im Herbst 2012. Meine zweite Katze Melissa war einige Wochen zuvor fast 18-jährig verstorben, und ich war auf der Suche nach einer Nachfolgerin, da ich meinte, in meinem Leben wäre noch Platz für eine dritte Katze, selbstverständlich nacheinander, nicht gleichzeitig, da es sich bei allen meiner drei Katzen um Langhaarmischlinge, Weibchen und ausgesprochene Diven handelte.
Ich „fand“ Alice im Netz und verliebte mich auf Anhieb in sie; sie war von animal help espagna gerettet worden, für sie wurde ein Einzelplatz gesucht. Als Autorin, Lektorin, Quilterin, nur teilzeit außer Haus, mit einem vernetzten Balkon, kam ich in Frage. Und die erste Kontaktaufnahme verlief durchaus positiv, sie fand bei Frau Lechl zuhause statt.
Die eineinhalbjährige Katze kam also zu mir. Nachdem sie so gar nicht auf den Karla-Namen hörte, taufte ich sie wegen ihrer staunenden blauen Augen auf Alice, nach der im Wunderland, sowie der späteren Literaturnobelpreis-Trägerin Munro. Die vierpfotige dreifarbige wunderschöne Alice nahm hier sofort alles in Besitz, mit der ihr zustehenden Berechtigung. Und hörte sofort auf den neuen Namen, eines ihrer wenigen Zugeständnisse.
Eine Arbeitskollegin, die zwei reinrassige Ragdoll-Katzen hatte, kündigte an: Die müssen überall dabei sein. Und so war das auch. Alice saß auf Tastaturen, Büchern, packte sozusagen mit aus, wenn ich vom Einkaufen kam. Immer in der Mitte, belegte die besten Plätze, auch im Bett. Kein einziges Mal in unserer gemeinsamen Zeit etwa ist sie mir aus dem Weg gegangen. Nein, sie blieb immer sitzen, und ich wich aus, ging um sie herum. Besonders gerne war sie aber beim Quilten dabei, an der Nähmaschine, beobachtete farbige Stecknadelköpfe, wollte sich beim Zuschneiden nützlich machen. Und hinterließ ihr feines Fell auf den Stoffen.
Wir waren ein sehr gutes Team, es hätte ewig so weitergehen können. Bis dann ein Appetitverlust kam und es sehr schnell ging. Leider sind Tumore bei Katzen kaum zu entdecken, vor allem nicht im Frühstadium; Blutbilder zeigen sie nicht an. Anfang dieses Jahres musste ich sie einschläfern lassen, von der Tierrettung im strömenden Regen draußen, zur Corona-Zeit eben. Es ist immer zu früh …
Vor Jahren, als ich vom Unfalltod der 5-jährigen Katze einer Freundin hörte, packte ich Alice vor mich auf den Schreibtisch und streichelte sie. „Ist eh alles bemessene Zeit“, sagte ich zu ihr. Und sie legte sich in meinen rechten Arm wie immer, holte sich mit der linken Pfote, auch wie immer, meinen linken Arm, so dass sie im perfekten Halbkreis lag und losschnurren konnte.