Nachruf für meinen geliebten Luis - meinen Herzenskater!
Luis, Lulu, Lulubär oder einfach Lu - du bist am 28. November 2020 in mein Leben getreten und hast mein Herz im Sturm genommen. Anfangs warst du noch sehr verschreckt und schüchtern, hattest du doch den Großteil deines Lebens in freier Wildbahn verbracht. Viel war nicht über dich bekannt, nur, dass du von einem Auto angefahren wurdest, und so den Weg ins Tierheim Askoa el Grande fandest. Das vordere linke Bein musste dir amputiert werden, aber du hast dich gut an deine Einschränkung gewöhnt. Deine FIV Krankheit und die Amputation sorgten nur umso mehr dafür, dass du mir auf den Bildern als Notfall ins Auge gefallen bist und sofort deinen Weg in mein Herz angetreten hast. Du musstest einfach zu mir.
Nach erfolgreicher Platzkontrolle, durftest du zusammen mit Letizia bei mir einziehen. Du warst von Anfang an ein ganz besonderer Kater. Ich konnte sehen und fühlen, dass du Schlimmes erlebt hattest in deiner Zeit auf der Straße, denn dein Vertrauen in Menschen war nur ganz gering. Umso schöner war es, als du dich nach und nach zuhause fühltest und geöffnet hast. Mit dir, mein Herz, war jeder noch so kleiner Schritt ein Meilenstein: als du mir nach drei Monaten endlich erlaubt hast, nach und nach die verfilzten Stellen aus deinem Fell heraus zu schneiden (auch wenn du bei zu schneller Bewegung immer wieder blitzschnell herum fuhrst und nach mir schlugst. Ein Zeichen dafür, wie oft dir Menschen übel mitgespielt haben mussten).
Als du dich das erste Mal zu mir gesetzt hattest, freiwillig die Nähe gesucht hast, und mich mit dem Kopf angestoßen hast, war ich so überrascht und froh, dass ich Tränen der Freude weinte. Langsam, Schritt für Schritt, durfte ich näher an dich ran. Deinen Kopf streicheln. Dein Kinn. Später deinen Rücken, und zum Schluss sogar deinen Bauch. Keine andere Katze hat jemals so laut und wohlig geschnurrt wie du, wenn ich deine Lieblingsstellen gekrault habe. Deine Nase, unsere ganz geheime Stelle. Das hast du minutenlang mitgemacht, sie selbst an meinem Finger gerieben, wie ein Motor dabei gebrummt. Mein Herz will zerspringen, wenn ich daran denke.
Deine ersten, vorsichtigen Schritte auf den Balkon werde ich ebenso wenig vergessen, wie deinen endlich gefassten Mut, nach fast einem Jahr das Wohnzimmer und die Küche zu verlassen und den Rest der Wohnung zu erkunden. Als du dich schließlich trautest, mich im hinteren Winkel meines Büros abzuholen, weil du der Meinung warst, es sei jetzt genug gearbeitet und Schmusezeit sei dran. Niemals hätte ich in den ersten Wochen und Monaten geglaubt, dich je so mutig zu sehen. Als du schließlich den ersten Fuß auf mein Bett gesetzt hast, war fast alles erreicht - dachte ich. Doch auch hier hast du mich, geliebter Lu, wieder eines Besseren belehrt: Irgendwann, du warst sicher schon gut 2 Jahre bei mir, bist du auf einmal auf mich geklettert, als ich auf der Couch lag. Ich hielt den Atem hab, hab mich nicht getraut, mich zu bewegen. Du legtest dich einfach auf meinen Bauch, als ob du nie etwas anderes getan hättest, kamst mit deinem Gesicht nah an meines, und fingst an zu schnurren. Von diesem Tag an hatten wir unser festes Ritual: ich kam abends auf die Couch, du hast gewartet bis ich lag, kamst dann erst auf mich, und später dann in meinen Arm gekuschelt. Laut schnurrend durfte ich dich streicheln und kraulen und oft genug sind wir so zusammen eingeschlafen. Wir haben uns gegenseitig so sehr mit Liebe überschüttet, und du hast mir so viel Kraft gegeben und Freude geschenkt. Es gab auf der ganzen Welt keinen besseren Platz als mit dir zusammen vor dem Fernseher. Dein leises Schnorcheln, wenn du tief und fest geschlafen hast, wird mir für ewig im Gedächtnis bleiben.
Lu, du warst außerdem der schlauste kleine Mann der Welt: alle Versuche, dich mit Tabletten zu entwurmen, oder dir die notwendige Beruhigungspaste für den Tierarztbesuch zu geben, scheiterten. Du wusstest es sofort, wenn irgendwas am Futter anders war und hast es niemals angerührt. Du wusstest aber auch, dass ich deinem traurigen Blick kaum länger als fünf Minuten standhalten konnte, und es niemals übers Herz bringen würde, dich hungern zu lassen. So gab ich jedes Mal nach kurzer Zeit nach und begriff irgendwann, dass ich dich mit einem Spot On entwurmen musste. Bis zum Schluss, auch als dein Zustand über Nacht so schlecht wurde, dass du dich neben mir auf die Couch übergeben und erleichtert hattest, war eine Menge Geduld und Überredungskunst nötig, um dich in deine Transporttasche zu bekommen. Mein Lu, du warst einfach so besonders. So schlau. So dankbar für Liebe und Zuneigung. So viel Liebe gabst du mir zurück. Ich habe jede Sekunde gewusst, wie sehr du mich auch liebst.
Nun sitze ich hier, während mir Tränen über das Gesicht strömen, und es gelingt mir seit Tagen nicht, auf der Couch zu sitzen, da das „unser“ gemeinsamer Platz war. Ich kann nicht glauben, dass uns nur etwas mehr als vier gemeinsame Jahre vergönnt waren, wo ich dich doch mein Leben lang an meiner Seite hätte haben wollen. Der Abschied von dir war einer meiner schwersten, dunkelsten Momente. Ich durfte eine halbe Stunde mit dir alleine sein. Dich halten. Dich nochmal mit deinem Lieblingssnack versorgen. Ich hab dich so geliebt Lu, so überschwänglich, unbändig, hemmungslos, dass mein Herz in 1000 Teile zersprungen ist, als du den Weg über die Regenbogenbrücke angetreten bist. Und du warst so tapfer wie eh und je, hast versucht, mir Trost zu spenden bis zum Schluss, warst für mich da, hast versucht, mir Mut zu machen. Als du friedlich eingeschlafen bist und die Ärztin das Fenster öffnete, um deine Seele gehen zu lassen, hab ich gewusst, es wird nie wieder einen geben wie dich. Du bist mein Herzenskater, meine Seelenkatze, die Liebe meines Lebens. Und deshalb bin ich mir ganz sicher, dass wir uns wiedersehen. Wart’ auf mich mein Engel, drüben, auf der anderen Seite - wir sehen uns später. ❤️